Sicherlich haben Sie auch schon einmal den Spruch in der Überschrift gehört. Dieser Spruch will verdeutlichen: Was man in der Jugend nicht gelernt hat, lernt man im Alter erst recht nicht.
Wenn man sich das Gezerre um den EFSF-Rettungsschirm, Griechenland, Spanien, Irland und Italien ansieht, kann einem angst und bange werden. Glauben die Politiker denn wirklich, dass die südeuropäischen Staaten ihren Schlendrian in den Griff bekommen? Ich zumindest bezweifele dies sehr stark, denn was über Jahrzehnte das Verhalten der dort lebenden Bevölkerung und deren Obrigkeit geprägt hat, wird sich, auf wahrscheinlich Jahrzehnte, nicht ändern.
Denken Sie doch einmal zurück, da war vor noch nicht allzu langer Zeit von Hilfen von 10 Milliarden, dann 100 Milliarden, dann 250 Milliarden und nun von einer Billion (Euro) die Rede, warum nicht 5 Billionen. Ist doch nur eine Zahl. Da niemand weiß, woher das Geld kommen soll, wird mal kurz gehebelt. Ach, Sie wissen nicht, was das so ganz genau ist, macht nichts, geht den meisten so. Der Hebel bedeutet, man nimmt ca. 250 Milliarden und macht 750 Milliarden daraus, zumindest Stand 30.11.2011. Wie das geht? Nun, Sie kaufen Staatsanleihen eines krisengeschüttelten Landes und der EFSF-Rettungsschirm garantiert Ihnen, dass selbst im Pleitefall ca. 30 Prozent Ihres eingezahlten Kapitals an Sie zurückgezahlt werden. Dies zu den so sicheren Staatsanleihen. Ich frage mich nur ganz ernsthaft, wer diesen Ramsch kaufen soll. Die typischen Anleger von Staatsanleihen sind sehr konservative Anleger, die wird man kaum davon überzeugen können, im Ernstfall auf 70 Prozent ihres Geldes zu verzichten.
Doch wo liegt der Ausweg, und hier kommen wir wieder auf unseren Spruch in der Überschrift. Eine Neuorientierung ist notwendig, die da heißt „wer nichts leistet kann auch nichts erwarten“ oder „wer nicht sät, kann auch nicht ernten“. Statt immer nach neuem Geld zu schreien, das sowieso keiner hat, sollten die Politiker einmal hingehen und den südeuropäischen Ländern mitteilen, dass es vorbei ist mit Schlendrian und dem Ausruhen auf Kosten anderer. Es kann nicht angehen, dass ein Grieche etwa zehn Jahre früher in Rente geht als sein deutscher Kollege, und dieser soll dann auch noch die Schulden zahlen. Europa um jeden Preis ist ein Witz. Das Schlimme ist, dass aus diesem Witz Ernst geworden ist und wir diesen „Ernst“ sehr schnell kennen lernen werden. Wie wird dieser aussehen? Der Rettungsschirm wird aus den o. g. Gründen nicht funktionieren. Die Eurobonds in einer irgendwie gearteten Form werden kommen, diese werden aus den Hänschen aber auch keinen Hans machen. Für uns bedeutet dies höhere Zinsen und damit einhergehend Inflation und was noch schlimmer ist: Wir haften für die Schulden der anderen. Das wiederum bedeutet Geldentwertung, aber was macht das schon, die Deutschen haben doch genug Geld, wenn man den Statistiken glauben darf, etwa 4,5 Billionen Euro Guthaben. Dann kommen noch die Vorschläge von zwei großen Volksparteien hinzu. Erhöhung des Spitzensteuersatzes in der Einkommenssteuer von 43 Prozent auf 49 Prozent bei Spitzenverdienern, ab 80.000 Euro. Sonderabgaben für Superreiche ab 1 Million Guthaben usw. usf. Und hier schließt sich dann der Kreis. Dieser Cocktail ist genau das Gebräu, wo (bei dem?) auch der dümmste Leistungsträger sagt: Auch wir sind Griechenland.
Weniger Arbeiten, mehr ausgeben und schon bin ich kein Spitzenverdiener mehr. Leistung muss sich lohnen, doch die Geschichte lehrt: Derjenige, der hart arbeitet, stirbt früher und wird von denen, die sich auf seiner Leistung ausgeruht haben, noch belächelt. Fragt sich nur, wer das alles noch finanzieren soll, wenn auch die Leistungsträger den Strand entdecken und wie schön es ist, die Sonne zu genießen. Und was nicht vergessen werden darf: Wenn diese Leistungsträger diese Einstellung an ihre Kinder weitergeben und aus diesen Hänschen dann ein Hans geworden ist, werden diese auch nichts mehr gespart haben. Im Moment verlangt der Staat nämlich von seinen Bürgern Haushaltsdisziplin, ohne selbst diese Disziplin zu besitzen. Wer spart ist der Dumme, denn er wird um sein Erspartes gebracht und sei es nur, dass ihm die Inflation die Kaufkraft nimmt. Der Schuldner wird belohnt, denn seine Schulden werden durch die Inflation tendenziell immer weniger. Wenn nun der Staat der Hans ist, wie will er dem Hänschen, dies sind die Bürger, beibringen, dass Sparen Sinn macht?
Wie gesagt, was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr!
Dieser Artikel erschien als monatliche Kolumne von Hubert Weinlich im Newsletter der Börsen Hamburg/Hannover. Hier der Link zum Original-Artikel