Sonntag, 6. Mai 2012

Der Treibsand des Geldes

Vor etwa zwei Wochen habe ich mit großer Aufmerksamkeit eine Diskussionsrunde im Fernsehen verfolgt, bei der es um die Probleme der Euro-Länder und deren Lösungsansätze ging. Ich muss Ihnen gestehen, dass ich nach Ende der Sendung mit Unbehagen zu Bett gegangen bin. Das deshalb, weil in der Diskussionsrunde hochrangige Gelehrte saßen, die den Eindruck vermittelten, nicht einmal den Hauch eines Lösungsansatzes zu besitzen. Die Einzigen, die diese Ansätze zur Hand hatten, waren die anwesenden Politiker. Auf diese möchte ich jedoch nicht eingehen, da es sich hier um eine Berufsgruppe handelt, die bei allem mitredet, ohne wirklich zu verstehen, um was es geht – gemäß dem Motto „denn sie wissen nicht, was sie tun“.

Vielmehr bin ich erschrocken, dass den Wissenschaftlern partout nichts einfallen will, wie die Krise in den Griff zu bekommen ist. Dies deshalb nicht, weil die Strukturprobleme des Südens auch mit noch so viel Transferleistungen nicht wirklich lösbar sind. In Spanien, Griechenland, Portugal usw. gibt es, im Gegensatz zu Deutschland, zweifelsohne keine hocheffektive Industrie. Beispiel: BMW, Mercedes, Porsche, BASF, Siemens usw. sind in Deutschland ansässig und nicht in Griechenland. Es gibt auch keinen Grund, warum sich diese Firmen dort ansiedeln sollten. Da es sich um Euro-Länder handelt, würde kein Wettbewerbsvorteil entstehen. Mir wird immer klarer, dass diese Krise nur lösbar wird, wenn man anfängt, zurückzubauen.

Mit anderen Worten: Man muss entweder zu den nationalen Währungen zurückkehren oder zumindest einen Nord- und Süd-Euro einführen. Die schwachen Länder werden über Jahrzehnte nicht mit großen Industrienationen wie Deutschland mithalten können. Umgekehrt wird ein flächenmäßig kleines Land wie Deutschland nicht ganz Europa auffangen können. Das belegen schon die aktuellen Zahlen. Laut NTV waren im März 17,36 Millionen Menschen in den Euro-Ländern arbeitslos, in der gesamten EU waren es sogar 24,77 Millionen. Die Arbeitslosenquote liegt damit in den Euro-Ländern bei ca. 10,9 Prozent, in sämtlichen EU-Staaten bei etwa 10,2 Prozent. Die Spitzenreiter sind Spanien mit einer Arbeitslosenquote von 24,1 Prozent, gefolgt von Griechenland mit 21,7 Prozent. Die Hilflosigkeit der Politik, die hinter diesen Zahlen steckt, führt zwangsläufig zu einer Umverteilungsdiskussion, die leider auch keinen Lösungsansatz bietet, da sozialistische Systeme nur kurzfristig Hilfe versprechen und langfristig zu noch mehr Armut führen, ansonsten wären nicht alle sozialistischen Systeme zusammengebrochen.

Über Ihre Meinung, die Sie mir gerne per E-Mail zusenden können, würde ich mich sehr freuen. Dieses Thema geht doch im Grunde, direkt oder indirekt, uns alle an. Meine E-Mail-Adresse lautet: hubert.weinlich@finanzmatrix.de.

Dieser Artikel erschien als monatliche Kolumne von Hubert Weinlich im Newsletter der Börsen Hamburg/Hannover. Hier der Link zum Original-Artikel

Samstag, 3. März 2012

Wer gibt, wird geliebt

Dieser Tage konnte man lesen, dass die Deutschen zehn Billionen Euro Vermögen angehäuft haben. Diese Summe entspricht in etwa der Summe der Staatsschulden aller 27 EU-Mitglieder. Laut dem Bundesverband deutscher Banken handelt es sich bei diesem Betrag um den Wert des gesamten Immobilien- und Geldvermögens der privaten Haushalte in Deutschland. Noch hinzugerechnet werden müssen Sachwerte wie Autos, Möbel, Schmuck und Kunstsammlungen. Selbst wenn man die 1,5 Billionen Kreditschulden der Deutschen abzieht, bleiben noch ca. 8,5 Billionen Euro Nettovermögen übrig. Setzt man diesen Betrag ins Verhältnis zur deutschen Staatsverschuldung von ca. 2,1 Billionen Euro, bleibt festzuhalten, dass das Vermögen die Staatsverschuldung um mehr als das Vierfache übersteigt.

Die Geldanlage der Deutschen gestaltet sich überwiegend konservativ. Von den 4,7 Billionen Euro Geldvermögen sind zwei Drittel in Bargeld, Spar- und Festgeldkonten sowie Ansprüchen gegenüber Versicherungen angelegt. Nur fünf Prozent des Geldvermögens sind in Aktien investiert. Dabei hat sich das Geldvermögen in den vergangenen 20 Jahren fast verdreifacht – und das, wie bereits ausgeführt, bei einer sehr konservativen Geldanlagepolitik. Mit anderen Worten: Die Deutschen sparen und zeigen damit, dass ein Großteil der Bevölkerung besser mit seinem Geld umgeht, als es unsere Regierung vorlebt. Von den meisten EU-Staaten soll hier erst gar nicht die Rede sein.

Doch für wen sparen wir eigentlich? Natürlich für die anderen europäischen Staaten, zumindest sehen das sehr viele EU-Partner so. Wie sonst wäre zu erklären, dass wir sparen und uns dafür noch der Kritik derer aussetzen müssen, die nach unserem Geld trachten. Vielleicht sollte man den einen oder anderen Griechen einmal fragen, ob er sein Erspartes auflösen würde, um seinem finanziell angeschlagenen griechischen Nachbarn zu helfen, ohne zu wissen, ob er das Geld je wieder bekommt. Doch wir Deutschen sind ja die Lieben und wollen geliebt werden. Und so verlangt Brüssel von uns, den Geldbeutel weiter zu öffnen und zu helfen. Getreu dem Motto ‚Ihr könnt sparen, und wir können leben’. Wir haben das Meer, und Ihr habt schlechtes Wetter, Eure Arbeit und Euer Sparbuch. Vielleicht sollte der eine oder andere Grieche, der dieser Tage auf die Straße geht und die Deutschen auch noch anprangert, erst einmal anfangen, über das Sparen nachzudenken. Das scheint allerdings schwerer zu fallen, als den Deutschen die Liebe zu entziehen. Bitte denken Sie aber daran: Käufliche Liebe ist keine Liebe – sondern eine Illusion. Schönes Wochenende.

Dieser Artikel erschien als monatliche Kolumne von Hubert Weinlich im Newsletter der Börsen Hamburg/Hannover.
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Freitag, 3. Februar 2012

Transaktionssteuer - warum eigentlich?

In den letzten Tagen hörten wir sehr oft davon, dass unsere Kanzlerin eine Transaktionssteuer einführen möchte. Noch einen Schritt weiter geht der französische Staatspräsident Sarkozy, der die Einführung bereits zum 1. August 2012 plant.

Doch wem nutzt die neue Steuer, und wem schadet sie? Nun, die Befürworter der neuen Steuer wollen diejenigen an den Kosten beteiligen, die angeblich die Krise mitverursacht haben. Hier also insbesondere die Hedge-Fonds und die Spekulanten. Schon alleine diese Aussage ist blanker Unsinn. Auch eine noch so hoch angesetzte Steuer hätte die Schönfärberei, um es vorsichtig auszudrücken, der Griechen nicht verhindern können. Tatsache ist doch, dass diese Steuer insbesondere den „kleinen“ Sparer treffen wird. Die Hedge-Fonds und Spekulanten werden ihre Transaktionen dort durchführen, wo diese Steuer nicht erhoben wird. Dazu brauchen sie nicht einmal Europa zu verlassen. England lehnt diese Steuer strikt ab!

Der eine oder andere von Ihnen mag denken, was soll diese ganze Diskussion wegen 0,1 Prozent Steuer auf die jeweilige Finanztransaktion, d. h. bei z. B. 10.000 Euro fallen gerade einmal 10 Euro an. Diese Aussage ist richtig und gleichzeitig falsch. Ich wäre ein absoluter Befürworter der Transaktionssteuer, wenn da nicht noch die Abgeltungssteuer wäre, die, wie von mir bereits ausgeführt, von jetzt 25 auf 32 Prozent erhöht und dann auf den persönlichen Steuersatz erhoben werden soll, so zumindest die momentane Forderung der SPD, wie im Übrigen auch die Linken und die Grünen verlauten ließen. Ich frage mich nur, wer hier eigentlich noch sparen soll. Es kann einfach nicht angehen, dass der Sparer ständig für das Fehlverhalten anderer zur Kasse gebeten wird. Das Ganze dann noch damit zu begründen, dass die Spekulanten an den Kosten der Finanzkrise beteiligt werden sollen, ist eine Farce. Es geht einfach darum, wieder eine neue Steuer einzuführen, um die Schulden derjenigen zu bezahlen, die mehr ausgeben, als sie haben.

Fakt ist: Wer das Sparen nicht fördert, darf sich nicht wundern, wenn keine Rücklagen mehr gebildet werden. Wozu das führt, sehen wir in Griechenland. Es bleibt nur zu wünschen, dass es auch noch den einen oder anderen Politiker gibt, der seinen Verstand benutzt und nicht nur an die nächste Wahl denkt. Man kann von seinen Bürgern nicht das Sparen einfordern und sie im Gegenzug dafür bestrafen – mit dieser Aussage gehen Sie mit Sicherheit konform.

Dieser Artikel erschien als monatliche Kolumne von Hubert Weinlich im Newsletter der Börsen Hamburg/Hannover. Hier der Link zum Original-Artikel

Freitag, 6. Januar 2012

Alles wird gut

Geht es Ihnen wie mir, im Prinzip herrscht Ratlosigkeit wohin man auch sieht?! Die Politik hat schon lange keine Vorbildfunktion mehr und nun auch noch die Vorkommnisse um unseren Bundespräsidenten. Er soll Souveränität ausstrahlen und für sein Volk Repräsentant sein, ein Leitbild. Doch aus diesem Leitbild ist ein Leidbild geworden. Da werden, anscheinend durch seine Verbindungen zu Banken und Wirtschaft, niedrigere Zinsen vereinbart, dann wird versucht, die Pressefreiheit einzuschränken, und am Schluss wird Demut gezeigt und Reue, na dann kann es ja weiter gehen. Wie gesagt, "alles wird gut".

In der Wirtschaft sieht es nicht anders aus, da leiht die EZB den Banken 500 Millionen EUR, für 3 Jahre, zu 1 % Zinsen. Und was machen die Banken, sie vergeben keine Kredite an Unternehmen, nein, sie legen die jeweiligen Beträge einfach wieder zu Minizinsen bei der EZB an. Da fragt man sich doch: warum haben sich die Banken das Geld geliehen? Ein Grund könnte sein, dass irgendwann wieder Staatsanleihen zu 100 % abgesichert werden, einen höheren Zins bieten und das Geld dann ohne jedes Risiko hier angelegt wird - wie gesagt, nur eine Vermutung. Das ganze Vorgehen der EZB wäre dann jedoch kontraproduktiv, irgendjemand muss schließlich die Zinsdifferenz zahlen. Am Ende ist dies unter Garantie wieder der Steuerzahler.

Noch verrückter lief es in der abgelaufenen Woche bei der Versteigerung von Geldmarktpapieren der Niederlande ab. Die Laufzeit betrug drei Monate, die Rendite lag bei 0,0 %, so die niederländische Schuldenagentur. Mit einer Laufzeit von einem Jahr mussten die Niederländer gerade einmal 0,05 Prozent Zinsen zahlen. Insgesamt wurden etwas mehr als 4,5 Milliarden Euro aufgenommen. Bevor Sie Ihr Geld also unverzinslich anlegen, lohnt ein Blick auf große Konzerne, deren Eigenkapital den Börsenwert bei weitem übersteigt. So beträgt z.B. der Börsenwert von VW, Daimler und der russischen Gazprom 183 Milliarden EUR, ihr Eigenkapital jedoch 260 Milliarden EUR. Wenn Ihnen Einzelwerte zu riskant sind, schauen Sie sich doch einmal den DAX an, dessen Wert seit Mitte 2007 um 250 Milliarden EUR auf ca. 670 Milliarden EUR gefallen ist. Langfristig werden Sie diese Werte nicht mehr so günstig erhalten. Mit anderen Worten, wenn Sie in den genannten Werten oder im DAX investiert sind, sollten Sie sich einen Ausstieg zweimal überlegen und über einen Einstieg nicht zu lange nachdenken.

Zum Schluss noch ein kleiner Seitenhieb auf unsere Politiker. Da wollen doch die ganz schlauen Rechner einiger großer Parteien die Abgeltungssteuer von 25 % auf mindestens 32 % erhöhen und dann am liebsten weiter nach oben schrauben, bis auf den persönlichen Steuersatz. Die Begründung ist geradezu absurd. Diese schlauen Rechner haben festgestellt, dass nach Einführung der Abgeltungssteuer weniger Einnahmen aus Kapitalvermögen beim Bundesfinanzministerium eingegangen sind als vor Einführung der Abgeltungssteuer. Hätten sich diese Herrschaften einmal mit der Zinsentwicklung in Deutschland befasst, dann wäre ihnen sicherlich aufgefallen, dass in der Vergangenheit auch in Deutschland teilweise bis zu 8 % Zinsen gezahlt wurden. Momentan ist es in Deutschland ähnlich wie in den Niederlanden, dort werden keine oder nur niedrige Zinsen gezahlt. Dementsprechend kann man logischerweise auch keine Abgeltungssteuer vereinnahmen, egal wie weit man den Abgeltungssteuersatz auch erhöht. Dass eine solche Diskussion kontraproduktiv ist und nur dazu führt, dass auch noch der letzte "dumme" Deutsche mit dem Sparen aufhört und lieber sein Geld verkonsumiert, hat diese Politikergeneration noch nicht verstanden. Das Problem werden wir dann in ca. 10 – 20 Jahren mit voller Härte zu spüren bekommen, wenn eine ganze Rentnergeneration ohne Rücklagen dasteht. Ein nahe liegendes Szenario, das zu erheblichen Unruhen führen kann. Aber dies ist eine andere Geschichte und denken Sie daran: "alles wird gut".

Dieser Artikel erschien als monatliche Kolumne von Hubert Weinlich im Newsletter der Börsen Hamburg/Hannover. Hier der Link zum Original-Artikel